Fliegen in Zeiten des Klimawandels – eine Herausforderung

Wer wollte es bestreiten: Reisen - auch in sehr ferne Länder - bildet nicht nur und fördert das Verständnis für andere Kulturen und deren Werte, Reisen kann dadurch auch ein wichtiger Beitrag zur Völkerverständigung und zum Frieden auf der Welt sein.

Durch die rapide gesunkenen Preise, selbst bei Linienflügen ehemals staatlicher Airlines, können sich mehr und mehr Haushalte einen oder gar mehrere Flüge pro Jahr leisten. Das alles hat für viele Menschen die Chance auf völlig neue Erfahrungen außerhalb ihrer gewohnten Reichweite bedeutet und wird aus ihrer Sicht nachvollziehbar positiv beurteilt.

Auf der Schattenseite des Fliegens war die Debatte über einen langen Zeitraum hinweg vor allen Dingen eine ums Thema Lärm, die vorrangig im Umfeld von Flughäfen geführt wurde. Mittlerweile wird die Lärmdebatte stark überlagert vom Thema Klimawandel und dem Beitrag des Luftverkehrs dazu. Diese Debatte wird aber nicht mehr nur von Menschen in den Flughafenregionen getragen, sondern sie hat eine breite gesellschaftliche Basis.

Da es in unserer Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung schwierig bis unmöglich ist, Mobilität - also auch das Fliegen - mit ordnungspolitischen Mitteln zu begrenzen, zu kontingentieren oder anderweitig zu regulieren, dreht sich inzwischen die Debatte um die tatsächlich beeinflussbaren Faktoren.

Nur wenn wir bereit sind, weiterhin bodenseitig alles zu tun, um jedwede Nachfrage bedienen zu können, nur wenn wir bereit sind weiterhin durch Gestaltung von Steuern, Abgaben und teils direkter, teils indirekter Subvention die Ticketpreise günstig zu halten und wenn wir eine bezahlbare synthetische Lösung beim Treibstoff finden, ist ein Wachstum in der bisher gekannten Form denkbar. Ich glaube aber kaum, dass wir diesen Kurs dauerhaft werden durchhalten können.

Es gibt kein Menschenrecht auf mehrfache Flugreisen im Jahr zu vergleichsweise günstigen Ticketpreisen und wir sollten aufhören, das zu suggerieren. Und wir sollten auch nicht so tun, als sei das eine Frage sozialer Gerechtigkeit. Es käme ja auch keiner auf die Idee, zu behaupten, nur wenn alle es sich leisten können einen Mercedes der S-Klasse zu fahren, sei soziale Gerechtigkeit erreicht. Löhne, von denen man gut leben kann, bezahlbarer Wohnraum, bezahlbare qualitätvolle Nahrungsmittel, Zugang zu sauberem Wasser und Energieversorgung - diese Dinge haben etwas mit sozialer Gerechtigkeit zu tun.

Der Preis für Mobilität muss die ökologische Wahrheit sagen. Deshalb haben wir das Ziel, klimaneutrale, ökologisch verantwortliche Mobilität beim Preis zu entlasten und die Fortbewegungsarten, die uns den Klimawandel beschert haben, beim Preis zu belasten.

Die Mehreinnahmen (unteren anderem im Staatshaushalt) sollten auch und vor allem dafür eingesetzt werden, die Herstellung alternativer synthetischer Treibstoffe in relevanten Mengen und deren Markteinführung zu unterstützen. Ein Ausweichen auf sogenannten Bio-Sprit, der zu weiteren weltweiten Regenwaldfällungen für Palmölplantagen führen würde, kann, darf und wird keine Lösung sein.

Es wird immer Flüge geben, und es wird immer Menschen geben, die Reisen wollen und es sich leisten können, entscheidend ist, dass es gelingt, diese Flüge CO2-neutral, im Idealfall klimaneutral zu bewältigen.

Dieser Text ist ein Auszug aus meinen Gastbeitrag für das Online-Magin Airliners vom 24.01.2020.

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