Kurzstudie: Flug und Bahn Berlin – München, was müssen wir tun, damit die Bahnfahrt einen Preisvorteil hat?

Unsere Kurzstudie vergleicht Bahn- und Flugpreise am Beispiel der Strecke Berlin - München. Mit einer Fahrzeit von knapp vier Stunden kann die Bahn seit Dezember 2017 mit dem Flugzeug konkurrieren. Das gilt vor allem dann, wenn der gesamte Zeitaufwand vom Beginn bis zum Ziel der Reise berücksichtigt wird. Trotzdem wählten im Jahr 2018 noch rund eine Million Reisende pro Richtung einen Flug, in beide Richtungen entsprechend rund 2 Millionen Reisende.

Der Preis ist nach der Reisezeit der zweitwichtigste Faktor bei der Wahl des Verkehrsmittels. Deshalb haben wir das renommierte Öko-Institut um einen Preisvergleich gebeten. Das Ergebnis: Die Bahnfahrt ist derzeit erheblich teurer als das Ticket einer konventionellen Fluggesellschaft und mehr als doppelt so teuer wie ein Billigflieger-Ticket.

Die herangezogenen Ticketpreise basieren auf typischen Kosten für Inlandsflüge, berechnet nach der Meta-Buchungsplattform Kiwi, eine der größten Plattformen Europas. Der typische mittlere Preis von Bahntickets entspricht dem Flexpreis 2. Klasse mit BahnCard 50 sowie Reservierung bei dem Trassenpreis Metro Tag Max mit dem Zusatz „Express“.

Die Kurzstudie geht im Anschluss der Frage nach, wie die Preise sich bei Zugrundelegung unterschiedlicher Szenarien ändern würden. Ein Szenario berücksichtigt dabei die Ergebnisse des Klimapakets der Bundesregierung, ein weiteres die unsere Beschlusslage.

Maßnahmen des Klimapakets

  • Reduzierung der Mehrwertsteuer bei Bahn-Fernreisen auf 7 %.
  • Anhebung der Luftverkehrsteuer der Entfernungsklasse 1 auf 13,03 €.

Unsere Beschlusslage

  • Kerosinsteuer, zunächst mit dem EU-Mindestsatz von 33 ct/l, dann mit dem Satz nach dt. Energiesteuergesetz, d.h. wie Benzin, 65,45 ct/l.
  • Die Luftverkehrsteuer soll anfangs verdoppeln, dann weiter angehoben bzw. verdreifacht werden.
  • Ein CO2-Mindestpreis von 40 € (der Parteitagsbeschluss von 60 € konnte nicht mehr berücksichtigt werden).
  • Halbierung der Trassenpreise bei der Bahn.
  • Reduzierung der Mehrwertsteuer bei Bahn-Fernreisen auf 7%.
  • Reduzierung der Stromsteuer auf den EU-Mindestsatz von 0,1 ct/kWh.

Die Berechnungen ergeben, dass mit Umsetzung des Klimapakets die Bahnfahrt und der konventionelle Flug etwa gleich viel kosten. Ein Preisvorteil für die Bahnfahrt, der die günstige Klimabilanz angemessen abbilden würde, entsteht nicht.

Billigflieger sind trotz Klimapaket immer noch 40 % billiger als die Bahnfahrt und schaffen inakzeptable Anreize.

Wenn wir unsere Mindestforderungen umsetzen (u.a. reduzierter Kerosinsteuersatz von 33 ct/l und doppelter Luftverkehrsteuersatz), wird die Bahn zwar um etwa 25% günstiger als Full Service Carrier. Mit Billigfliegern kann die Bahn aber nach wie vor nicht mithalten.

Erst wenn wir unsere Beschlusslage voll umsetzen (u.a. regulärer Kerosinsteuersatz von 65 ct/l und dreifacher Luftverkehrsteuersatz), hat die Bahn auch gegenüber dem Billigflug einen leichten Preisvorteil.

Es herrscht große Einigkeit darüber, dass Kurzstreckenflüge auf die Bahn verlagert werden müssen um die Verkehrswende voranzubringen. Dabei sind wir noch lange nicht auf Kurs. Die aktuellen Ticketpreise werden nicht annähernd der Rolle gerecht, die Bahn und Flugzeug zur Erreichung der Klimaziele spielen müssen. Daran ändert auch das Klimapaket der Bundesregierung wenig.

Wir wollen, dass die Bahnpreise weiter abgesenkt werden. Die Steuergeschenke an den Luftverkehr müssen endlich aufhören und wir brauchen einen realistischen CO2-Preis. Denn es muss nicht nur die Fahrzeit, sondern auch der Fahrpreis stimmen. Erst dann wählen so viele Leute die Bahnfahrt, dass die Flugverbindung sich nicht mehr lohnt und aufgegeben wird.

Hier geht es zur Studie.

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