05.06.2020

Luftverkehr

Kurzstreckenflüge

Kurzstreckenflüge sind im Verhältnis zur erbracht Verkehrsleistung besonders ineffizient. Sie werden mit kleineren, schlechter ausgelasteten Maschinen absolviert und der besonders energieintensive Start macht einen erheblichen Anteil des gesamten Fluges aus. Bei jedem Start und bei jeder Landung entstehen zudem Lärm- und Ultrafeinstaubbelastungen für die Menschen im Flughafenumfeld - unabhängig davon, wie weit geflogen wird.

Weil Fliegen, wie man es auch dreht und wendet, immer besonders energieintensiv ist, stellen auch elektrische Kurzstreckenflüge keinen geeigneten Beitrag zur Verkehrswende dar.

Hier gilt: Alles, was auf die Schiene kann, muss auf die Schiene oder auch in den Bus.

Mittel- und Langstreckenflüge

Auf vielen langen Strecken ist und bleibt das Flugzeug weiterhin das adäquate Verkehrsmittel. Der Handlungsdruck hat aber im Zuge der Klimakrise spürbar zugenommen. Die Bereitschaft ist allgemein gewachsen, das Klimaproblem des Luftverkehrs endlich wirksam anzupacken. In unser aller Interesse ist es dabei, Innovationen voranzubringen, die dazu beitragen, die Klima-, die Lärm- und die Luftschadstoffemissionen des Luftverkehrs besser in den Griff bekommen.

Da schnelle Verbesserungen erforderlich sind, kann die Modernisierung der Flugzeugflotten eine wichtige Rolle spielen. Irgendwann stoßen Effizienzgewinne durch nachgebesserte Flugzeuge allerdings an Grenzen. Die so erzielbaren Fortschritte reichen zudem nicht aus. Bisher hat das Verkehrswachstum alle durchaus bemerkenswerten Erfolge weit überkompensiert.

Synthetische Treibstoffe und ihre Vorzüge

Deshalb ist die Einigkeit darüber groß, dass weitere CO2-Einsparungen durch den Einsatz von Treibstoffen erfolgen müssen, die im Idealfall CO2-neutral verbrannt werden. Die bestehenden Kraftstoffstrukturen und die bestehenden Flugzeugflotten können für solche Treibstoffe annähernd unverändert weiter verwendet werden. Angesichts der gebotenen Eile sind das große Vorteile.

Der Einsatz synthetischer Kraftstoffe kann auch die sehr erheblichen sekundären Klimaeffekte reduzieren, die durch Fliegen in großer Höhe entstehen sowie die Belastung durch Ultrafeinstaub für Flughafenmitarbeiter*innen und für die Menschen im Flughafenumfeld. Die deutsche Industrie profitiert, wenn es gelingt, bei den Anlagen Technologieführer zu bleiben.

Die Lösung aller Probleme?

Der Strombedarf für die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen ist allerdings enorm. Dabei muss der eingesetzte Strom unbedingt grün sein. Denn unter Verwendung des aktuellen deutschen Strommixes würde man mit synthetischen Kraftstoffen unter dem Strich mehr CO2 verursachen, als beim Einsatz von konventionellem Kerosin. Es ist außerdem klar, dass Fliegen mit synthetischen Kraftstoffen teurer wird. Wir brauchen deshalb geeignete Rahmenbedingungen, damit sie zum Einsatz kommen.

Bisher gibt es diese synthetischen Treibstoffe erst in Labormengen. Die Skalierung auf einen industriellen Maßstab wollen wir unterstützen und beschleunigen.

Synthetische Kraftstoffe stellen aber keineswegs die Lösung aller Probleme dar. Der enorme Energieverbrauch in Kombination mit scharfer Konkurrenz um grünen Strom und die lange Phase, bis nennenswerte Mengen des Treibstoffs produziert werden, trüben das Bild. Zudem bleibt bei der Verbrennung ein erheblicher Teil der sekundären Klimaeffekte bestehen. Die Klimawirkung dieser sekundären Effekte ist noch größer, als die Wirkung des reinen CO2-Ausstoßes. Das Fliegen wird deshalb, selbst wenn im Laufe der kommenden Jahrzehnte 100 % synthetische Treibstoffe getankt werden sollten, weit entfernt von Klimaneutralität sein.

Antriebsalternativen?

Elektrisches Fliegen ist auf Mittel- und Langstrecken aufgrund des Gewichts der Batterien nicht möglich. Andere technische Lösungen wie hybridelektrisches Fliegen und reine Wasserstoffantriebe lassen noch auf sich warten. Für sehr lange Strecken sind sie zudem nicht geeignet. Ohne Technologiesprung wird es kein klimaneutrales Fliegen geben. Eine Lösung zeichnet sich noch nicht ab.

Die Konsequenz

Das alles lässt nur einen Schluss zu: Solange kein Technologiesprung erfolgt und solange grüner Strom ein knappes Gut ist, darf das Verkehrswachstum nicht so weitergehen.

Wo staatliche Programme unmittelbar dem Klimaschutz, dem Lärmschutz und der Luftreinhaltung dienen, tragen wir sie mit und wollen sie ausbauen. Staatshilfen und Steuergeschenke, die aber vor allem dem Verkehrswachstum dienen, müssen abgebaut werden. Das gilt für die Befreiung von der Kerosinsteuer und von der Mehrwertsteuer für internationale Flüge. Das gilt aber auch für die vielen Flughäfen, die von den Fluggesellschaften keine kostendeckenden Entgelte nehmen und die vor allem deshalb subventioniert werden, weil sie da sind - unabhängig von ihrem Beitrag zur Konnektivität.

 Meine neuesten parlamentarischen Initiativen im Bereich Luftverkehr finden Sie/findet ihr hier:

Was wird aus den Dumpingpreisen für Flugtickets?

Flugtickets sind immer wieder zu extrem günstigen Preisen zu bekommen. Billigpreise setzen falsche Anreize. In ihrem Eckpunktepapier für das Klimaschutzprogramm 2030 kündigte die Bundesregierung im September 2019 an: „Im Zuge der Änderung des Luftverkehrssteuergesetzes werden Dumpingpreise bei Flugtickets verhindert, indem diese nicht zu einem Preis unterhalb der anwendbaren Steuern, Zuschläge, Entgelte und Gebühren verkauft werden… weiterlesen

Verkehrsverlagerung und Lärmschutz zusammenbringen

Heute haben wir in der Fraktion ein Konzept zur Stärkung der Bahn beschlossen. Im Zentrum unserer Verkehrspolitik steht eine Bahnoffensive. Dazu gehört ein Nachtzugnetz, das auf Strecken von bis zu 2.000 km verkehren soll. Für den Tag soll es ein Sprinter-Netz geben, das Non-Stop-Verbindungen zwischen den Metropolen anbietet. Das Fernverkehrsnetz wollen wir dafür ausbauen, in… weiterlesen

Bundesweiter grüner Fachworkshop zum Thema Luftverkehr

Gemeinsam mit Vertreter*innen des hessischen Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr haben wir Fachpolitikerinnen und -politiker sowie  Mitarbeiter*innen von Ministerien aus ganz Deutschland gemeinsam mit grünen und grünnahen Vertreter*innen aus Luftverkehr, Forschung und NGOs zu einem Online-Workshop eingeladen. Ziel war es, die Fragen und die Zielkonflikte, die der Luftverkehr aufwirft, aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten und… weiterlesen

Rede: Corona-Hilfen für Airlines und Flughäfen

Airlines und Flughäfen sind von der Corona-Krise in besonderem Maße betroffen. Um sie zu erhalten, haben wir das Rettungspaket der Bundesregierung im Grundsatz mitgetragen. Wir fordern aber, die Rettung der Luftfahrtbranche an Kriterien wie Systemrelevanz sowie Klima- und Umweltschutz zu binden. Das hat keine Berücksichtigung gefunden. Jetzt fordert die FDP neben weiteren Corona-Hilfen für die… weiterlesen

Keine neuen Luftverkehrsabkommen ohne Kerosinsteuer!

Im Bundestag steht eine Entscheidung über das Luftverkehrsabkommen zwischen Deutschland und Mexiko an. Ich hatte unseren Justiziar gebeten, den Entwurf des Abkommens zu prüfen. Das Ergebnis: Wieder einmal soll von vorne herein in gegenseitigem Einvernehmen ausgeschlossen werden, dass Kerosin, das für Flüge der jeweiligen Airlines eingesetzt wird, mit einer Steuer versehen werden kann. Angesichts dem… weiterlesen

Flugzeugkaufprämie als Coronahilfe

Ein Koalitionsausschuss hat am 3. Juni 2020 das Eckpunktepapier „Corona-Folgen bekämpfen, Wohlstand sichern, Zukunftsfähigkeit stärken“ verabschiedetet. Darin ist eine Milliarde Euro für die Umstellung der Flugzeugflotten auf Flugzeuge neuester Bauart vorgesehen. Dieser Beschluss kommt zugleich der Flugzeugindustrie und den Fluggesellschaften zugute. Auch kommt der Beschluss der Lufthansa entgegen, die in den „Rahmenvereinbarungen“ mit Deutschland im… weiterlesen

Bund-Länder-Brief an Minister Scheuer zu Regionalflughäfen

In einem Brief habe ich mich zusammen mit meinem Kollegen Matthias Gastel und mit Landtagsabgeordneten aus neun Bundesländen an Verkehrsminister Andreas Scheuer gewandt. Wir wollen den Minister durch unsere gemeinsame Aktion dazu bewegen, seine Absicht zu überdenken. Denn er möchte defizitäre Regionalflughäfen dauerhaft mit Mitteln aus dem Bundeshaushalt unterstützen. Aus unserem Brief: Die EU verbietet… weiterlesen

Sprinter so schnell wie die Lufthansa, aber auf Schienen?

Denkanstoß von Matthias Gastel und Daniela Wagner   Während die Flieger der Lufthansa Corona-bedingt am Boden bleiben, fährt die DB zuverlässig, jedoch mit weit unterdurchschnittlicher Auslastung weiter. Beide Unternehmen fordern nun jeweils rund 10 Mrd. € Staatshilfen, um wieder auf die Beine zu kommen. Viel Geld, um einfach nur weiterzumachen wie bisher. Der Bund, der… weiterlesen

Deutsche EU-Ratspräsidentschaft für eine europäische Verkehrswende nutzen

In einem Antrag zum Beginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft fordern wir unter anderem die Einführung einer europaweiten Kerosinsteuer und die Beibehaltung des Europäischen Emissionshandels für den Luftverkehr, auch nach dem Start des internationalen, aber sehr schwachen Klimaprogramms CORSIA. Branchenvertreter*innen verlangen dagegen, dass der deutlich wirksamere Europäische Emissionshandel für den Luftverkehr gestrichen wird. Der Emissionshandel soll, so… weiterlesen

Konzept: Corona-Hilfen für den Luftverkehr

Der Luftverkehr ist eine der am frühesten und am härtesten von Corona-Auswirkungen betroffenen Branchen. Die Lufthansa befördert aktuell beispielsweise nur noch ein Prozent des üblichen Passagieraufkommens. Es ist in unserem Interesse, Airlines und Flughäfen in systemrelevantem Umfang dauerhaft zu erhalten. Rettungsmaßnahmen sind vor diesem Hintergrund unumgänglich. Aber nicht alle Teile des bestehenden Luftverkehrs sind systemrelevant…. weiterlesen